Übeltäter und Wohltäter in der Astrologie und ihre Bedeutung

Um das Prinzip der Übeltäter zu begreifen, muss man zuerst die essenziellen Qualitäten verstehen. Essenz stammt aus dem lateinischen essentia, abgeleitet von esse und bedeutet sein. Es ist das Wesentliche einer Sache oder Person, dass was übrigbleibt, wenn man das Materielle wegnimmt.

Das Wissen über die essenziellen Qualitäten gehört zu den Grundlagen der Astrologie; sie beschreiben die Qualitäten der Zeichen (heiss und trocken, warm und feucht, usw.). Die Lehre der Temperamente (cholerisch, sanguin, melancholisch und phlegmatisch) baut auf ihnen auf, und sie sind die Grundlage der Traditionellen Europäischen Medizin, der TEM.

Heutzutage verwenden die meisten Astrologen das Wissen über die essenziellen Qualitäten nicht, weil dieses Wissen in der modernen Astrologie leider verloren ging.

Es ist wichtig, diese Begriffe nicht wörtlich zu nehmen. Wärme ist nicht gleich Hitze, und Feuchtigkeit ist nicht gleich Wasser.

Wärme wird als Energie verstanden, und Feuchtigkeit als Substanz oder Materie, die Dinge verbindet. Ohne die Wechselwirkung dieser beiden kann Leben nicht existieren: Wir alle wissen, dass es ohne Wasser (Feuchtigkeit) kein Leben gibt. Es muss aber auch eine gewisse Wärme (Energie) vorherrschen, um das Wasser in Bewegung zu bringen. Wenn extrem tiefe Temperaturen herrschen, ist Leben nicht möglich, da die Moleküle sich ab einer bestimmten Temperatur nicht mehr bewegen. Ist es zu heiss und zu trocken, kann ebenso wenig Leben stattfinden.

Sonne: warm und trocken
Mond: kalt und feucht
Merkur: kalt und trocken
Venus: mässig kalt und feucht
Mars: heiss und trocken
Jupiter: mässig warm und feucht
Saturn: extrem kalt und trocken

Mars und Saturn sind in ihren Qualitäten extrem, nämlich sehr heiss und trocken und sehr kalt und trocken. Extreme Hitze und Trockenheit sowie extreme Kälte und Trockenheit sind zerstörend und unfruchtbar, also nicht lebensspendend und lebensfördernd. Stell dir eine Wüste vor: Dort herrscht extreme Hitze und extreme Trockenheit, und das Leben breitet sich eher spärlich aus.

Die Qualitäten erklären auch, warum Venus und Jupiter als Wohltäter gelten. Ihre essenzielle Qualität ist mässig warm und feucht, sowie mässig kalt und feucht, die idealen Bedingungen für Fruchtbarkeit und Leben. Im Frühling steigen die Temperaturen und es regnet mehr als normalerweise. Diese Mischung aus Wärme und Feuchtigkeit lässt die Natur und das Leben spriessen.

Sie bedeuten nicht, dass Venus und Jupiter gute und Mars und Saturn schlechte Planeten sind. Wir brauchen beide Prinzipien, denn ein zu viel von Jupiter und Venus kann uns faul und untätig machen. Wir brauchen die Disziplin von Saturn und die Durchsetzungskraft von Mars, sonst würden wir nichts zustande kriegen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die essenziellen Qualitäten die grundlegende Natur des Planeten beschreiben, die durch verschiedene Faktoren modifiziert werden kann. Diese Faktoren sind unter anderem die Häuserstellung des Planeten, seine Würden und Aspekte. Sie können die schädliche Wirkung der Übeltäter mildern oder ausgleichen.

Nehmen wir zum Beispiel Mars in Steinbock, das Zeichen seiner Erhöhung. Steinbock ist ein kaltes und trockenes Zeichen, in dem Mars etwas von seiner extrem hitzigen Natur genommen wird, er ist ausgeglichener, seine extreme Hitze wird gemildert. In Steinbock wird Mars seine austrocknende und hitzige Natur gemässigter und harmonischer zum Ausdruck bringen. Was immer Mars anzeigen könnte, in Steinbock wird es zivilisierter sein. Es ändert aber die Tatsache nicht, dass die Essenz von Mars immer noch extrem heiss und trocken ist!

Wenn die kleine Wohltäterin Venus sich in Skorpion, im Zeichen ihres Exils befindet, hat sie keine Ressourcen, ihre aufbauende fruchtbare Natur auszudrücken. Im Skorpion wird sie ihre negativen Seiten zeigen, wie sexuelle Probleme, Masslosigkeit, Geschmacklosigkeit, usw. Ähnlich geht es mit Jupiter. Ist er in Jungfrau, fällt es ihm schwieriger, seine expansive, wohltätige Natur auszudrücken. Er wird es jedoch trotzdem tun (wenn auch in geringerem Masse), denn dies ist seine essenzielle Natur.

Übeltäter stehen für die Dinge im Leben, die wir nicht mögen und denen wir ausweichen. Wer mag sich schon gerne mit Konflikten, Aggression, Krieg, Gewalt, (Mars) und Beschränkungen, Grenzen, dem Gesetz, dem Tod (Saturn) auseinandersetzen?

Dagegen stehen die Wohltäter für Dinge, die wir mögen, denn Venus herrscht über die Liebe, Sex, Musik, Freude, Spass, Schokolade, usw., und Jupiter herrscht über Fülle, Expansion, Reichtum, Wissen.

Die häufige Behauptung, dass es falsch sei, Planeten als Übeltäter zu bezeichnen, ist eine Unkenntnis der einfachsten astrologischen Grundlagen. Es sind nämlich die Übeltäter, die die Probleme, Kummer und Sorgen im Leben bewirken. Sie existieren im Leben eines jeden Menschen.